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Das Weihnachtsbüro präsentiert: Sebastian Jüngel, "Schwester Agathe"
® Sebastian Jüngel (alle Rechte beim Autor)
Schwester Agathe war gerade auf dem Weg ins Waisenheim, als sie vor ihrer Haustür ein Bündel Wäsche fand. Aus diesem schaute sie ein kleines Gesicht an, das heißt, schauen tat es eigentlich nicht, denn die Augen waren fest zum seligen Schlafe geschlossen. ?½Auch das nochü, seufzte Schwester Agathe. Sie nahm das kleine Kind auf ihren Arm und nahm es mit.
Im Waisenheim war bereits das Weihnachtszimmer eingerichtet: erhaben die große Tanne unter den großen Dachfenstern, erfrischend die Luft vom erst heute geschlagenen Baum, würzig sein harziger Duft. Lustig baumelten an ihm rote Kugeln, hing silbernes Lametta. Schwester Agathe freute sich, wie selbständig die Kinder geworden waren, wie sie Baum und Raum so herrlich geschmückt hatten, wie der süße Geruch ihrer Plätzchen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Praktischerweise war auch schon die große Weihnachtskrippe aufgebaut, denn hier, in der Wiege, fand der kleine Findling erst einmal Platz.
Schwester Agathe war durch das Kleine etwas verspätet, so dass vor dem Weihnachtszimmer schon die Kinder warteten. Schwester Agathe ging zu ihnen hinaus, schüttelte zart die silberne Glocke, die sogleich mit feinem Ton antwortete. In diesen Klang hinein stimmte Schwester Agathe das Lied "Horchet, horchet! Ruhig, stille! / Gottes Sohn ist unser Wille", das im Heim seit Urzeiten gesungen wurde und das sie nur aus dieser Einrichtung kannte.
Die Kinder bemerkten den besonderen Ernst, mit dem Schwester Agathe diesmal den Heiligabend eröffnete. Als sie aber alle gemeinsam in das Weihnachtszimmer traten und die Dielen geheimnisvoll knarrten und sie über die Schönheit des Baumes im warmen Licht der Bienenkerzen andachtsvoll stehenblieben, da vergaßen sie im Zauber, der sich hier ausgebreitet hatte, Schwester Agathe.
Es fiel Schwester Agathe schwer, sich auf das Fest mit all den schönen Liedern zu konzentrieren. Zu sehr beschäftigte sie die Frage, wer nur das Kindlein ausgerechnet an Weihnachten abgegeben hatte, ein frisch geborenes Kindlein, das so den Unbillen der Welt ausgeliefert war, allenfalls auf Menschen vertrauend, die sich seiner annehmen würden. Welches Schicksal hatte es nur auf sich genommen, so schutzlos der Welt ausgesetzt zu sein? Schwester Agathe, die schon manches Leben begleitet hatte, kamen die Tränen. Und sie hoffte, dass die Kinder ihre Trauer im dämmrigen Kerzenlicht nicht sähen. Sie wollte ihnen doch das Frohe der Weihenacht vermitteln, nicht die Tragik, die mit hilflosen Eltern und schutzlosen Kindern verbunden war.
Als sich alle der Weihnachtskrippe zuwandten, war es da nicht, als ob nicht nur das Kindlein ganz lebendig war, sondern auch Maria in ihrer edlen Würde? Ihren tiefblauen Mantel mit eingewirkten Silberfäden hatte sie schützend um sich und die Wiege des Kindes gelegt. Schwester Agathe war so in Mitleid für den Findling versunken, dass sie glaubte, in Maria die Mutter des Kleinen vor sich zu haben und hätte ihr beinahe streng die Leviten gelesen, wenn ihr nicht die Stimme versagt geblieben wäre.
Von der Innigkeit des Bildes der Maria mit dem Kind ging etwas unglaublich Beruhigendes, eine gleichsam heilige Stimmung aus. Schwester Agathe war dies eine Hilfe, das Schicksal des Kleinen als gegeben anzunehmen und Vertrauen in das weitere Leben des neuen Waisenkindes zu fassen, dem Kind ohne Eltern, wie es doch eines Tages für jeden Menschen galt.
Da erhob sich Maria. Von ihr ging ein so herrlicher Glanz aus, dass ihm die Augen nicht standzuhalten wussten. Als aber die Kinder und Schwester Agathe ihre Augen wieder zu öffnen wagten, da blickten sie in einen weiten tiefblauen Sternenhimmel. Und all die Hoffnung, all das Vertrauen, das man einem neuem Leben nur entgegenbringen konnte, senkte sich in Schwester Agathe mit ihren Kindern.
Sebastian Jüngel schreibt unter anderem Märchen für Kinder und Erwachsene. 2006 erschien im Ogham-Verlag seine Erzählung "Der leere Spiegel" (Pressemitteilung).
Kontakt: sebastian.juengel(at)dasgoetheanum.ch.